1. Wertungsrundgang
Von den 8 eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern sind 8 vollständige und fristgerechte Arbeiten eingegangen. Alle 8 Arbeiten wurden zugelassen. In der ersten kritischen Bewertungsrunde wurden die Arbeiten intensiv und detailliert im Hinblick auf die Bewertungskriterien diskutiert und bewertet. Mit einer einfachen Mehrheit wurde abgestimmt, ob Teilnehmende im Verfahren verbleiben oder ausscheiden.

Die Arbeiten 1001, 1005 und 1006 verblieben nach Abstimmung im Verfahren.

2. Wertungsrundgang
Im zweiten Wertungsrundgang wurden die Arbeiten unter Anlegen eines strengeren Maßstabs untersucht und kritisch diskutiert.

Ortsbesichtigung
Das Preisgericht besichtigte die zukünftige Ausstellungsfläche vor dem RheinMain CongressCenter an der Friedrich-Ebert-Allee und diskutierte vor Ort die Konzepte der verbliebenen Arbeiten. Nach der Ortsbesichtigung wurden die Arbeiten abschließend von den Preisrichtern auf Grundlage der gewonnenen Eindrücke diskutiert und bewertet.

Prämierung
Das Preisgericht beschloss in der finalen Abstimmung folgendes Ergebnis, jeder Preisrichter konnte eine Stimme vergeben.

1001
1 Stimme, Engere Auswahl

1005
1 Stimme, Engere Auswahl

1006
3 Stimmen, 1. Rang, 1. Preis

Empfehlung des Preisgerichts
Das Preisgericht empfohl dem Auslober des Wettbewerbs, der TriWiCon, den Wettbewerbsbeitrag 1006 zur Realisierung, der die Mehrheit der Stimmen des Preisgerichts erhalten hat. Die Fachjury kürte allein den einen Siegerentwurf, ein weiteres Ranking der anderen Wettbewerbsbeiträge wurde nicht vorgenommen.

Bewertung der Arbeit 1006
Die Arbeit schlägt amorphe Skulpturen auf dem südlichen Rasengeviert vor und überzeugt sowohl durch die Wahl des Standorts als auch durch ihre spezifische künstlerische Formensprache. Zur Formfindung nutzte Emilia Neumann Alltagsfundstücke, die sie miteinander derart durchdrang, dass man sich den Objekten von mehreren Seiten nähern kann. Die gewählten Farben und erzeugten Farbschlieren unterstreichen die Selbstbestimmtheit im künstlerischen Prozess. Darüber hinaus beschäftigt sich die Arbeit mit dem Thema Wasser, dem für Wiesbaden bedeutenden Element, und zeichnet sich durch Vielfarbigkeit und ein lebendiges Erscheinungsbild aus, welches durch die Vermischung von Farbe und Material entsteht.

Neumann: Insgesamt hat es ca. 10 Monate gedauert. Von den Anfängen der Erstellung bis hin zur finalen Einweihung am RheinMain CongressCenter. Das Konzept stand zu Beginn der Arbeiten bereits. Dieses wurde ja für den Wettbewerb entwickelt.

Neumann: Zuerst baute ich eine Form aus den Wasserbehältern. Dafür nutzte ich verschiedene Gefäße, die ich in unterschiedlich große Teile zerlegte oder rausgeschnitten hatte, was ich formgebend für wichtig hielt. Diese habe ich zu einer Gussform zusammengebaut.

Diese Form hat innenliegend Armierungen aus Stahl zur Stabilisierung der hohen Drucklast durch den Beton erhalten und einen Styrodurkern zur Gewichteinsparung. 

Diese Form hat Armierung und Styrodur zur Stabilisierung der hohen Drucklast durch den Beton erhalten. Darum wurde dann ein Kasten aus Holz gebaut, der mit Sand gefüllt wurde, sodass die Form eine Festigkeit aufgrund des Sandes erhielt. In diese Form füllte ich von oben den mit Pigmenten vermischten Beton ein. Dann wurde alles wieder ausgeschalt, geschliffen, eingelassen und poliert.

Neumann: Ich habe alle möglichen Wasserbehälter verbaut. Vom Wassertank über Regentonnen, Wassersammelamphoren bis hin zur Wassermuschel - diese typisch blauen Spielzeugmuscheln für Kinder. Die spezielle Auswahl habe ich anhand der Erkennbarkeit getroffen, es sollte trotz der Deformation eine höhere Wiedererkennung mit den Objekten möglich sein. Ich habe Gefäße ausgesucht, die es beispielsweise in jedem Baumarkt zu kaufen gibt. 

Ich habe auch darauf geachtet, dass es formal eine spannende Figur ergibt und dass sich die Formen ergänzen. Die erste Skulptur (vorne) ist in Sachen Formgebung recht schlicht gehalten, wohingegen die zweite Skulptur (große stehende Skulptur) völlig verspielt ist. Die liegende Skulptur enthält die deutlichsten Spuren der Gefäße und vereint die anderen beiden. 

Neumann: Die Farbwahl ist bei den drei Skulpturen unterschiedlich und dennoch ist die Zugehörigkeit erkennbar. Im unteren Bereich der großen stehenden Skulptur (Nr.2) ist zum Beispiel ein Meer mit Sonnenuntergang erkennbar. Wichtig war mir grundsätzlich, ein Farbfluss einzubauen, der auf die Umgebung vor dem RMCC reagiert. Welche Farben passen zu der Fassade des RMCC und wie harmonieren diese mit dem Rasen, auf dem die Skulpturen stehen?

So entstand eine Vorstellung für jede einzelne Skulptur, die dann aber im Giessprozedere individuell und intuitiv neu ausgehandelt wurde. 

Neumann: Aufgrund der Größe (Höhe) der Skulpturen benötigte ich zum Teil ein Gerüst. Auch um den Beton auf die jeweiligen Arbeitsflächen hochzufahren, waren Gabelstapler notwendig. Den Beton habe ich nicht per Hand gemischt, sondern Fertigbeton genutzt. Während des Gussverfahrens waren immer mindestens vier Personen anwesend. Wichtig ist auch das Wissen um die Hebelgesetzte, die Fliess- und Fliehkraft von Materialien.

Neumann: Aufgrund des Gewichtes und der Größe der Skulpturen wird hierzu ein Autokran benötigt. Bei einer Skulptur haben wir eine Metallstützkonstruktion herumgeschweissst, damit diese liegend transportiert werden kann.

Das Interview führte Gesine Zimmer.